Copeland

Age Copeland hetzte die Gleittreppe der Central Plaza Station hinauf, drängte sich vorbei an den bepackten Menschen, die mit Koffern, Kind und Kegel ebenfalls den Plaza-Tower zum Ziel hatten. Die Menschen beabsichtigten möglicherweise einen Raumliner zu betreten und damit eine interstellare Reise zu unternehmen, möglicherweise nach Poseidon oder Vega 4, vielleicht auch zum Mars oder in die Schläferwelten. Sie waren erwartungsvoll gespannt, die Augen wie gebannt auf die riesigen Infogramme über den acht aufwärts führenden Gleittreppen gerichtet.

Age stand im Augenblick jedoch nicht der Sinn nach der Aufregung, die jene Reisenden wohl empfanden. Im Gegensatz zu ihnen, die vielleicht einmal im Leben tatsächlich eine Raumreisen unternahmen, war er diesen Tubel gewöhnt. Nur Heute, ausgerechnet Heute hatte eine Schießerei in der Metro Southern Line für eine Verspätung gesorgt. Ausgerechnet Heute, wo er mit Melrose hier verabredet war. Andockrampe 410 Innen. Dort, im Lichtschacht des 5800m hohen Starport Towers, sollte die Donna Cabard, ein Trampfrachter der Runnabout-Klasse sie beide an Bord nehmen. Nur 75 Minuten war das Rendezvousfenster mit dem Frachter breit und ausgerechnet dann verlor er über eine Stunde mit den Cops des MetroRail Systems im Tunnel unter der Stadt. Wenn er das Schiff verpassen sollte, war die ganze Aktion in Gefahr. Nicht nur das Age und Mel einer mysteriösen Angelegenheit auf der Spur waren. Nein, auch der CIS interessiert sich schon für die Sache. Nur weil er eine Analyse beauftragt hatte, deren Ergebnis einfach nicht geheim bleiben konnte. Vertraue niemals einem befreudeten Wissenschaftler, wenn Du etwas in der Mache hast, das so bahnbrechend ist, daß dieser so genannte Freund zu neugierig wird. Copelands Onkel war Händler in der Schläferwelten-Region und hatte sich bereiterklärt Mel und ihn mit in die Spanish Main zu fliegen, weil er den Kahn gerade nicht benötigte. Denoch war es wohl nicht mehr im Budget drin mehr als für 75 Minuten die Raumhafengebüren des Starport Towers von New Sydney zu erübrigen, die mithin ziemlich exorbitant waren

Ungeduldig schob er sich zwischen den Familien hindurch zum Bahnsteig des Expresszuges vom Khijoshiba Island Raumhafen zum Plaza Tower Starport, dessen Trasse auf den letzen vier Stationen dieser Strecke senkrecht im Turm entlang führte.. Von hier, knapp 80m unter dem Erdboden waren es mehr als vier Kilometer bis zur Andockrampe 410-I. Und das Gedränge nahm zu, je näher er der Station kam. Der Gravitationskorridor zum Bahnsteig wies eine für ihn immer wieder interessande Form auf. Er hatte zwar den optischen eindruck eine rechtsbiegung mit einer viertel Rolle im Uhrzeigersinn zu durchschreiten, aber der gefühlte eindruck überraschte dann doch. Er ging einfach nur in der Ebene weiter und stand dann auf dem hell erleuchteten Bahnsteig. Nichts deutete darauf hin, das er mit den Füßen auf einer senkrecht zum Erdboden verlaufenden Wand stand. Antigravitation und künstliche Schwerkraft waren schon eine interessande Sache.

Copyright 1991-2013: Mirco Adam

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