Saratoga IV

Es war einer dieser feuchtkalten und düsteren Tage auf Saratoga IV. Warum mußte sie sich auch immer wieder auf derartige Deals einlassen? Dodger war sich klar darüber, daß sie sich keine Antwort darauf würde geben können. Vielleicht waren es die Credits, vielleicht auch nur der Nervenkitzel, sie wußte es nicht.

Nur eines zählte, den Job zu erledigen, ohne dabei sich selbst zu gefährden. Das jedoch war hier im Balman-Sektor nicht immer eine einfache Übung. Das Saratoga-System war ein Sammelpunkt für all das Gesindel, welches sich zwischen den Steren herumtrieb und Saratoga IV, der einzige halbwegs bewohnbare Planet im System, wurde als Freihandelszone betrachtet. Hier gab es wirklich alles zu erstehen, auch wenn die lokalen Behörden dieses gerne unterbinden würden. Angesichts der Tatsache, daß das Saratoga-Sytem einfach zu weit abseits jeglicher häufig frequentierter Raum-Handelsrouten lag, konnte man nicht so einfach auf all die Schmuggler, die die begehrte Ware hereinbrachten, oder auf die Freihändler, Söldner und Abenteurer verzichten, die diese Ware kauften und dabei ganz nebenbei große Mengen an Credits in das System brachten.

Dodger bewegte sich langsam entlang der mehrere Stockwerke hohen Warenregale des Lagerhauses auf die gedämpften Stimmen vor ihr zu. Sie hatte vor drei Stunden den Tip bekommen, daß hier im Lagerhaus des Zollamtes eine größere Lieferung Drogen verschoben werden sollte, wobei der Hauptinspektor nicht nur die Augen verschloß, sondern sogar der Hauptdrahtzieher der Aktion sein sollte.

Normalerweise kümmerte sie sich auch nicht darum, wer wann das Gesetz anders auslegte als es die Richter taten, aber hier, vierundvierzig Parsec von ihrem Heimatplaneten Altair V entfernt konnte sie nicht gerade wählerisch sein, was Aufträge betraf. Nachdem der letzte Auftrag, der sie hierher geführt hatte, ein totaler Reinfall gewesen war, da der Auftraggeber kurz vor Beendigung des Auftrages verstarb.

Dumpf hallten die Stimmen zu ihr herüber, wobei Dodger erkennen konnte, daß eine der Gestalten, bekleidet mit der Uniform des CIC (Confederated Interstellar Customs = Konförderierte Interstellare Zollbehörde) einem heruntergekommen aussehenden großen Mann ein durchsichtiges Paket mit einem bläulichen Pulver überreichte, welches dieser seinem Handlanger gab, der es mit einem Chemo-Scanner überprüfte und dann nickte. Der große Mann überreichte dem Uniformierten einen kleinen Gegenstand, den „Dodger“ gleich als Cred-Nadel identifizierte.

Zumindest konnte sie sich jetzt denken, worum es bei dem Deal ging. Die hiesige Abteilung des CIC verschob in großen Mengen das hier in den Randwelten sehr seltene Lucana. Allein das etwa faustgroße Päckchen mit der Probe stellte bereits einen beachtilchen wert dar. Es stellte in etwa den Jahresvorrat an AntiAge für einen Menschen dar und war somit auf den Hauptwelten cirka 125000,-Credit wert. In den Randwelten jedoch stellte dieses Päckchen einen Wert von mehr als 1000000,-Cr dar und auf der Palette die neben der Gruppe stand waren noch einmal mindestens zweitaused dieser Päckchen.

Dodger vergaß in ihrem Erstaunen glatt den Mund wieder zu verschließen und zudem auf den Rest der Halle zu achten. Angesichts der Gigacredits vor ihren Augen war das auch kein Wunder.

Als sie das Scharren hinter ihrem Rücken bemerkte, war sie schon entdeckt. Sie wandte sich um und sah zwei Soldaten in Power-Armor auf sie zurennen. Sie blickte sich kurz in der Halle um und rannte los. Mit Mühe und Not ereichte sie den Ort wo sie in die Halle eingedrungen war und versuchte die Tür zu öffnen. Sie war fest verschlossen. Gehetzt sah sie sich um, die Soldaten kamen näher und legten ihre Waffen auf sie an. Mit wucht schlugen um sie herum zahlreiche Projektile ein, Querschläger sirrten durch die Halle und verbreiteten einen infernalischen Lärm. Jetzt kam es auch nicht mehr auf Tarnung an, beschloß sie und nahm die Cougar LEX HGR vom Rücken, aktivierte den untergesetzten 30mm Granatwerfer und ging ein paar Schritte zurück. Dann feuerte sie in schneller Folge zwei Granaten auf die Tür ab, warf sich zu Boden um so, gerade noch rechtzeitig, den herumfliegenden Splittern zu entgehen. Daraufhin sprang sie sofort wieder auf, um durch die zerfetzte Tür zu rennen.

Draußen erwartete sie Nebel und Kälte, als sie in schnellem Lauf auf den von ihr gemieteten Aero zurannte. Beim Abheben brachen die Soldaten durch die Tür und folgten ihr. Den Geschossen der schweren Gauss-Gewehre konnte sie gerade noch entgehen, aber nicht der MULE 2 Rakete, die den Aero kurz darauf traf und in die Botanik schickte. Mit brennendem Heck stürzte der Aero in die Barrens der Stadt.

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