RoadRunner
“Adios Muchacha!“ verabschiedete Carlos Vuega seine Kollegin Vera. Carlos Sportwagen war stauibg von der langen Fahrt durch das Outback. 5200 Kilometer achtspurigen Freeways mitten durch das Centralia Mainland lagen hinter ihnen. Vera hatte den größten Teil der Fahrt vor ihrer Notepad AI verbracht, während ihr dunkelhaariger Kollege in den VR-Space des Gnet eingesteckt war und an was auch immer für interaktiven Szenarien der diversen Online Gaming Zones teilnahm. Der Krieger Roadrunner XL hatte die Strecke fast ausschließlich auf Autocruise zurückgelegt.
Trotz nahezu lautloser und erschütterungsfreier Fahrt, Klimatisierung und Spezialsitzen die sich perfekt an den Körper anpassen und dabei sanft die Muskulatur massieren fühlte sich Vera nach nunmehr zwölfeinhalb Stunden Fahrt müde und verspannt.
Sie atmete leicht auf, als die fast einen halben Meter breite Antriebswalze des Roadrunner beim Anfahren etwas durchdrehte. Sekundenbruchteile später, als sich die Profilstruktur des Reifens auf einen höheren Reibungswert modifiziert hatte, schnellte das dreirädrige Fahrzueg katzengleich davon, bog auf den Freeway und beschleunigte heulend in Richtung Süden.
Schnell verschwand der Wagen aus dem Sichtbereich und wurde vom dichten Highwayverkehr und von der atemberaubenden Kulisse verschluckt, die die Skyline von New Sydney mit dem Kilometerhohen Plaza Tower, den sie trotz der mehr als 200 Kilometer Entfernung noch im Dunst ausmachen konnte vor den schneebedeckten Gipfeln der Southern Range bot. Die braunbeige farbenen Konturen des dahinter am Himmel stehenden Mond Arduuna kontrastierten das Gebäude und boten eine Landmarke die weit über das Altair System hinaus bekannt war.
Es war warm – fast 36 Grad Celsius, wie ein Blick auf das Holodisplays ihres Chronographen zeigte – und eine leichte Briese wehte von Osten über das Meer herein. Sehen konnte sie den Crystal Ocean von hier aus nicht, es waren noch mehrere Kilometer bis zur Küste der Nordstrände. Aber riechen konnte Vera die See. Die leicht salzige Luft hatte ihr im Binnenland gefehlt. Sie war an der Küste aufgewachsen und egal wo es einen hinzieht im Leben, nirgendwo ist es so wie in der Heimat.
Vera drehte sich um und ließ ihren Blick über den staubigen Parkplatz schweifen. Dutzende monströser Frachtfahrzeuge, ein paar Gleiter und der eine oder andere CamperVan waren auf der sandgrauen Duracrete Fläche aufgereiht.
Der Boden zitterte, wenn alle paar Minuten eines dieser Ungetüme auf dreißig mannshohen Rädern im Schritttempo an ihr vorbeiwalzete und der pumpende Fusionsreaktor und die heulenden Umformer unter ihrer meterhohen Verkleidung ihr das Mark in ihren Knochen vibrieren ließ.
Sie schwang den leichten Rucksack über die Schulter und ging mit ruhigen raumgreifenden Schritten über den rissigen Parkplatz, ihre perlmuttfarbenen Schaftsteifeletten trugen sie auf hohen Absätzen über die feinen Sandverwehungen auf der Oberfläche, ihre passenden hellen Hosen umschmiegten ihre Hüften und die wohlgeformten Beine und spielten lediglich unterhalb der Knie flatternd mit der lauen Briese.
Vera registrierte die anerkennden Pfiffe kaum, die von der Brücke eines StarTrucks herunter hallten. An diese Wirkung auf einem TruckStop hatte sie sich über die Jahre bereits gewöhnt. Letztenendes waren alle StarTrucker immer noch Cowboys.
Lautlos öffnete sich die Glastür des Eingangs vor ihr und gab den Weg auf das erfrischend klimatisierte Innere des Restaurants frei.
Mama Rosa’s Pizza Inn stand in leuchtenden Neonfarben unterstrichen mit einer stilisierten Rose über dem Eingang. Der Geruch von frisch geabckener Pizza ließ ihren Magen hörbar reagieren.
Auf dem Weg zu einer freien Nische ließ sie sich einer geübten flüssigen Bewegung in die Polster sinken – den Rucksack ließ sie zusammen mit ihrer dunkelgrünen Windjacke von der Schulter auf die Bank gleiten. Das schwarze Tanktop das sie nun zur Schau stellte zog diverse sehnsüchtige Blicke einsamer Rigger auf sich, deren scharfe Atemzüge für sie durchaus höhrbar waren, denn ihr Körper konnte sich durchaus sehen lassen. Zum ersten Mal sein Monaten fühlte sich Vera wieder wohl in ihrer Haut. Mit einer energische Handbewegung warf sie die langen schwarzen Haare zurück, die glatt auf ihrem Rücken zum liegen kamen.
Mit einem tiefen langen Blick lockte sie den Kellner an ihren Tisch um das Menü zu bestellen.
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