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In den Straßenschluchten heulten die Sirenen der Polizeispeeder. Die Nacht hatte begonnen. Cuda lehnte mit aufgestützten Ellenbogen am Geländer des Balkons. Leicht fächelte der Wind kühle Luft vom Meer herüber. Die Vorhänge bauschten sich in der bewegten Luft und aus dem Apartement klang gedämpfte Musik von Paul McEntyre. Der sonore Ton des Saxophons, gemischt mit den sphärischen Klängen des Haikah beruhigte ihn etwas. Doch in Anbetracht des bevorstehenden Treffens waren Mel’s Nerven gespannt wie Drahtseile.

Der dunkelhaarige Mann trug heute einen sündhaft teueren dunklen Tanaka-Anzug, in dessen rechtem Manschttenknopf ein unbezahlbarer mechanischer Chronograph eingelassen war. Ein helles Seidenhemd und echtlederne Schuhe rundeten das vollendete Bild eine Mannes ab, dem Geld nichts, aber Stil fast alles bedeutete. Als Melrose sich umdrehte und mit einem letzten Zug das schwere Whiskeyglas leerte, konnte man unter dem wehenden Jackett für einen kurzen Moment die gar nicht so zum Aufzug des Mannes passende Silouette einer Aarden PPG-10 erkennten. Das mattierte Titangehäuse der schweren Blasterpistole schimmerte bedrohlich im Dunkel unter dem Anzug. Mel setzte das Glas neben einer Flasche mit achtzehn Jahre altem Glen Morangie ab und nahm mit der Linken den flachen schwarzen Metallkoffer, der neben der Tür zum Hangar stand. Hinter ihm glitt die Balkontür lautlos zu und versiegelte das Apartement nach außen hin.

Wohl gemessenen Schrittes trat Melrose von der Diele in den benachbarten Hangar seiner Wohnung im 42. Stockwerk des Jorgensen Towers. Die perlmuttfarbene Karosserie des Aeros glänzte im hellen licht der Hangarbeleuchtung. Die aufregend aggressive Form des Cagram Viper XS wirkte geduckt, wie zum Sprung in die Hitze der Nacht bereit. Lautlos öffneten sich die Flügeltüren. Das geräumige Innere des fast acht Meter langen Speeders war in hellem Leder ausgeschlagen und roch schlichweg nach Luxus. Der große Mann nahm hinten links im Pilotensessel Platz und aktivierte den Fusionsreaktor. Mit leisem Surren begann das Aggregat zu arbeiten. Es dauerte keine zwanzig Sekunden, bis sich das dumpfe Pumpen des Reaktors einstellte, der typisch war für ein optimal konfiguriertes und warmgelaufenes Kraftwerk dieses Typs. Mel leitete Energie auf die Gravplatten und fuhr die Klampen zurück, die den Viper im Hangar arretierten. Das Hangartor glitt zur Seite und gab den Blick frei auf den regen Luftverkehr über dem Strand von Boondi.

Das Haussicherheitssystem hatte Cuda’s Apartement bereits versiegelt, als der Aero kreischend in den Lufkorridor außerhalb der Hauswand stürzte und in einer weiten Schleife über der Bucht gewann das Fahrzeug an Höhe. Minuten später löschte die Haus-AI das Licht in dem Apartement in der Gibson Road, Ecke 31. Straße Ost.

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